Werkstatt-Tipps für Russenschrauber

Mit Hammer und Schlüssel - ein Russe braucht intensive Werkstattpflege

Wer zum Russentreiber geworden ist, lernt sie bald kennen, die kleinen Ärgernisse russischen Motorradbaus: Öllecks versauen einem die Garage, Sprühöl die Hose, die Bremsen sind ein Kapitel für sich - besonders die Vorderradbremse, die werkseitig meist so eingestellt ist, daß sie kaum bremst. Wenn man ein Russenbike so pflegt wie einen Oldtimer, wird daraus ein sauberer, verläßlicher Gefährte für Alltag & Freizeit. Hier einige nützliche Schraubetipps:

Ein chronisches Leiden: die Vorderradbremse bremst nicht

Einladung zum ´gewaltfreien´ Schrauben:

Ein Russe wird in der Fabrik als schuldloses - wenn auch manchmal fehlerbehaftetes - Wesen in die Welt gesetzt und hat sich eine gewaltfreie Pflege verdient. Leider sieht man immer wieder Motorräder, deren Innereien durch rohe Gewaltanwendung beschädigt wurden - zersprungene Lagerringe, gebrochene Zahnräder, vermurkste Lagersitze sind die Folge. Lager werden oft bereits bei der Montage beschädigt, wenn sie mit dem Hammer auf die Welle gedremmelt werden - das Resultat sieht dann so aus (siehe rechtes Bild ->)

Eine einfache, aber sehr wirksame Methode zum Aufsetzen eines neuen Lagers ist: Abkühlen der Welle im Tiefkühler oder mit Kühlspray auf < -15°C und Erwärmen des Lagers mit Föhn oder Lötlampe auf <100°C. Dann gleitet das Lager ganz leicht auf den Sitz und der Hammer kann im Schrank bleiben.

Lager, Lagerschilde und Schwungscheibe sollten grundsätzlich nur mit den richtigen Abziehwerkzeugen demontiert werden - Schraubenzieher, Stemmeisen und Hammer haben dabei nichts verloren!

Der Russe tropft - was tun? Tipps zum Abdichten von Öllecks:

Jeder kennt es: man kauft einen fabriksneuen Russen und schon bald beginnt das Öl zu tropfen. Neuralgische Stellen sind der Getriebeausgangssimmering (das austretende Öl wird dann durch die Umdrehungen der Kardanwelle wunderbar auf Schuhe und Hose verteilt) und sämtliche Radialdichtringe des Hinterradantriebs. Hauptursache für diese Probleme sind weniger die schlechte Qualität russischer SIRIs, als die Laufflächen der abzudichtenden Wellen. Diese sind üblicherweise nicht geschliffen, sondern weisen noch die Rillen des Drehmessers auf - dadurch wird der Gummmi des Radialdichtrings im nu abgetragen, ob Westfabrikat oder russisch, macht keinen Unterschied.

Anfache Abhilfe: einfach die Welle an der SIRI Lauffläche mit einer elastischen Schleifscheibe glatt polieren und schon sind die Probleme beseitigt!

Ein Sonderfall ist der Rückwärtsgang des DNEPR-Getriebes - dort kann es heftig tropfen, das Abdichten ist allerdings alles andere als einfach - und so gehts: RWG abdichten

Regelmässig ein ´Blutbild´ machen:

Die Erfahrung zeigt, dass sich gravierende Schäden bei Motor/Getriebe & Differential durch Späne und auch groessere Metallteile im Öl ankündigen. Deshalb habe ich mir angewöhnt, beim Ölwechsel (am besten bei warmem Motor) einen sauberen Behälter unterzustellen und dann den Bodensatz zu untersuchen. Sehr aufschlussreich, was man da alles drin findet. Ist das Öl frei von größeren metallischen Rückständen, dann ist das ein sehr gutes Zeichen. Findet man Teile von Zähnen oder Kolbenringen, oder auch nur auch bloß Metallbroesel, dann wirds Zeit für eine größere Revision - weit kommt man dann nicht mehr (wichtig: Ölablassschraube mit Magnet einbauen...)

Der Russe wirft die Teile ab - was tun?

Jeder kennt es: viele Russen vibrieren wie Hölle und werfen dabei die sorgsam montierten Teile ab. Dagegen kann vor allem 2 Dinge tun:

1) alle Schraubverbindungen grundsätzlich mit Loctite sichern
2) im Zuge einer Motorrevision den Kurbeltrieb und die Schwung-scheibe wuchten (Details dazu hier: Kurbeltrieb wuchten )

Falls beides nicht möglich ist, muss man sich ebenweiter darauf verlassen, das der Fahrer hinter einem die verlorenen Teile von der Strasse aufsammelt....

Die Radspeichen reissen - was tun?

Speziell bei den DNEPR-Rädern mit ihren gebogenen Speichen kommt es immer wieder zu Speichenrissen, oft reissen gleich mehrere Speichen auf einmal - deshalb hier ein kleiner Speichen-Ratgeber.

Zu wenig Strom - was tun?

Umbau vom 150 Watt auf 500 Watt LIMA!

Motor kaputt - was tun?

nicht verzweifeln - Werkstattandacht ist angesagt! Hier ein paar Infos dazu:

Bildbericht von der Motorrevision meiner DNEPR MT16

 

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Der ideale ´Operationsaal´ für kranke Russen...

Beschädigter Lagerkäfig im Hinterradgetriebe