Praxistips für Wintergespannfahrer

Russengespanne im Winter zu fahren, hat einen besonderen Reiz, dabei sind allerdings einige Punkte zu beachten, die man oft erst nach einigen bitteren Erfahrungen erlernt. Hier ist eine Zusammenfassung der wichtigsten Tips:

1) Reifenwahl

Ich selbst fahre seit einigen Jahren auf meiner ´Winter-URAL´ Heidenau Malte Snowtex mit Spikes 4.00 x 19 (die Spikes kann man sich von Spezialisten reinmachen lassen). Die haben ein grobes Profil und eine Gummimischung, die auch bei tiefen Temperaturen noch Grip bietet. Die Spikes helfen vor allem auf Eis, am Asphalt verlängern sie den Bremsweg (vor der ersten langen Ausfahrt mal ausprobieren!). Wichtig ist, dass man alle drei Räder damit ausstatten sollte, um ein optimales Ergebnis zu bekommen.

Winterträume am Gamsstein...

2) Wintergrundausstattung

Die wichtigsten Dinge sind: Windschild, Heizgriffe, Lenkerstulpen, Beinschilder, Knieschürze und wenn man will, Heizsocken (z.B. von Gering´s). Das Beifahrerwindschild bei Russenbikes lenkt den eiskalten Fahrtwind auf den Fahrer, d.h. man sollte es tunlichst abmontieren, wenn man niemanden im Boot transportiert. Schneeketten gehören ebenfalls zur Grundausstattung, falls man nicht über einen starren SW-Antrieb oder Sperrdifferential verfügt!

Winterrussenbikes

3) Seitenwagenantrieb und Differentialsperre

Ausgesprochen hilfreich für extremeres Winterfahren auf schlecht geräumten Wegen sind Beiwagenantriebe, z.B. der starre, zuschaltbare Antrieb der URAL-Ranger oder der permanente SW-Antrieb der DNEPR MT16 (für die MT16 gibt es übrigens auch ein sperrbares Differential - diese Kombination ist optimal). Ich selbst habe mit meiner URAL mit dem zuschaltbaren, starren Antrieb sehr gute Erfahrungen gemacht - Auffahrten zur Hütte am Gamsstein oder zur Edelraute (Tauerntreffen) werden so zum reinen Vergnügen. Man legt die Sperre oder den starren SW-Antrieb vor der ersten argen Steigung ein und kann dann bei geschlossener Schneedecke meist bis zur Hütte durchfahren. Kurven sind heikel, da muss man mit viel Gefühl den Lenker einschlagen, weg vom Gas, das Heck in die Kurve driften lassen und erst wieder Gas geben, wenn das Gespann in die gewollte Richtung schaut. Das sollte man vielleicht auf einem verschneiten Parkplatz etwas üben, bevor man sich zum Gamstein oder zur Edelrautenauffahrt wagt...

Auffahrt auf den Gamsstein - ein extremes Erlebnis!

3) Korrosionsschutz

Heutzutage wird ja leider schon beim geringsten Schneefall überall Salz gestreut und wenn man keine Massnahmen trifft, kann man auch einer nagelneuen URAL beim Rosten förmlich zusehen. Ich selbst schütze die Speichen und da vor allem die Mutternköpfe mit NIGRIN, einem salzwasserfesten Fett aus der Tube (gibt´s in Baumärkten). Auch die exponierten Schrauben und Muttern Fahrzeugs kann man damit einfetten. Die Innenseiten der Kotflügel sollte man mit einer Wachsschicht oder mit einer dünnen Schicht eines Unterbodenschutzes überziehen. Das Allerwichtigste ist das sofortige Abspritzen der Fahrzeugs nach der Ausfahrt, am besten zuerst mit dem Kärcher, dann mit Seifenlauge. Das neutralisiert den Korrosionsangriff halbwegs, ganz verhindern läßt er sich leider nicht.

4) Wintereinstellung

Es empfiehlt sich vor jeder Winterausfahrt sorgfältig die Einstellung von Ventilspiel, Zündung und Vergasern zu kontrollieren. Im Finstern bei heftigen Minusgraden und Schneetreiben ist das nämlich ziemlich spassfrei. Ich empfehle die Einstellung des Motors auch bei tiefen Temparaturen zu überprüfen. Schon so mancher hat sich gewundert, dass sich sein Russe nach einer Nacht mit Schneefall und heftigen Minusgraden nicht mehr ankicken lassen wollte (in der geheizten Garage ist ja doch so gut gegangen :-)). Meist kann man mit einer fetteren Gemischeinstellung am Vergaser schon kleine Wunder bewirken. Sollte der Russe trotz aller Sorgfalt aufgrund heftiger Kälte nicht anspringen wollen, hilft die Anwendung glühender Kohlen unter dem Motor (Vorsicht - keine offenen Flammen, sonst Brandgefahr). Nach einigen Minuten sind der Motorblock und die Zylinder ausreichend erwärmt um mit einem leichten Tritt am Kickstarter ihren Dienst aufzunehmen. Ich selbst breite nach einer kalten Nacht einfach die heissen Aschenreste aus dem Zeltofen unter dem Motorrad aus.

 

wenn das Motorrad so aussieht, springt es vermutlich etwas schwerer an :-)

daher: Wamstart mit glühenden Kohlen

 

 

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